Dienstag 14:15-15:45
Start: 25.10.2022
Hörsaal / L.00.16 Raumfinder
Die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts gelten in den westlichen Industrienationen als "golden" – damit verbindet sich ein Wirtschaftsaufschwung nach der Hyperinflation (1923) bis zur Weltwirtschaftskrise 1929. Für Kunst und Kultur war das Weltkriegsende 1918 und das Ende der Kaiserzeit 1819 eine Aufbruchszeit, die sich in allen Bereichen der Gesellschaft, der Politik und in allen Künsten sowie den (neuen) Medien ereignete. Die erste parlamentarische Republik (Weimarer Republik) wirkte als Befreiung für unterdrückte Teile der Gesellschaft: Frauen kämpften erfolgreich für ihre Rechte, Homosexuelle befreiten sich von gesellschaftlichen Zwängen, organisierten den Kampf gegen den § 175 und feierten gleichgeschlechtliche Liebe in Cafés und Bars. In den Großstädten, insbesondere Berlin, politisierten sich die Künste, indem sie das Großstadtleben "sachlich" zeigten und Themen wie Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger als Folge des Krieges anprangerten. Die Zwanziger Jahre waren also nicht nur und schon gar nicht für alle "golden". Einerseits boten sie Chancen zu Solidarität und damit einhergehend zu politischer Veränderung, andererseits nutzen rechtsradikale Gruppierungen die instabile politische Lage für ihre Zwecke. Das Seminar wird sich zum einen mit diesen Themen aus dem Blickwinkel von Kunst, Medien und Design befassen, zum anderen werden wir uns fragen, wie die 2020er Jahre diese Themen reflektieren, die uns nach wie vor beschäftigen.
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