Donnerstag 10:00 - 11:30 Uhr
Start: 27.10.2022
Versuchte einst Goethe die Abstraktionen der damals entstehenden modernen Naturwissenschaften in die Anschaulichkeit sinnlicher Welterfahrung zu überführen, so brachte es die Entwicklung der immer stärker biochemischen und biophysikalischen dominierten Forschung mit sich, dass auch das konkrete anschauliche Bild zum Beispiel des Tieres für die eigentliche wissenschaftliche Forschung an Bedeutung verlor. Dieser ästhetische Verlust ging und geht allerdings mit neuer Bedeutsamkeit des Bildes, heute vor allem des digital generierten dynamischen Bildes, wie etwa in der Computertomografie, einher. War uns die Funktionsweise unseres Gehirns noch wenigen Jahrzehnten nichts als eine Leerstelle in der Blackbox unseres Schädels, haben wir heute Bilder die uns in Echtzeit die neuronale Aktivierung der Nervenzellen beim gewöhnlichen Seevorgang in Echtzeit demonstrieren: vielleicht das wichtigste Bild unserer Epoche!
Tierbilder sind auch immer Menschenbilder auf vermittelte und direkte Art: Zuletzt vielleicht im Selbstbild der Affenart Homo sapiens.
Das Seminar gibt einen kultur- und stilgeschichtlichen Überblick über bedeutende Epochen der Tierdarstellung zwischen der Renaissance über die Aufklärung und Romantik bis hin zu den heutigen ontologischen und neuropsychiatrischen Selbstbildern des Menschen.
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